Iran: West-Iran

neues Land, neue Kultur und auch Tobias ist nicht der Alte
An der 4 Kilometer langen LKW Kolonne am Hauptgrenzübertritt Türkei/Iran konnten wir vorbeiziehen. Vor dem Grenzposten wurde nebst langen Hosen, langem Hemd auch noch das Kopftuch montiert (Marianne). Wir waren schon etwas nervös, was uns erwarten würde im neuen Land. Der ideale Einstieg war es nicht, denn Tobias Magen spielte nach zwei Tagen in der Türkei noch drei weitere Tage verrückt. Auf dem Weg nach Tabriz wollte ich ihm daher möglichst viel Abnehmen.
Allerdings war das gar nicht so einfach in diesem Land, in dem die Frau schon bei der Begrüssung kaum beachtet wird, geschweige denn die Hand geschüttelt. Viele neugierige Fragen der Iraner waren natürlich nur an Tobias gerichtet, der eigentlich lieber Ruhe gehabt hätte. Und im Restaurant, welches nur für Männer zugelassen war, bin ich mir, während Tobias schon schlief, so blöd vorgekommen. Am dritten Tag in Tabriz nach vielen Kilometern gegen den Wind, im Abgas der zahlreichen uralten LKWs, Tobias krank und ich müde schwitzend in meinem Kopftuch, schalteten wir einen Ruhetag ein. bild
wieder voll im Saft: Tabriz - Esfahan

Mit neuen Kräften sah dann alles schon viel besser aus. Einge Kilometer nach Tabriz fuhren wir auf einmal einem saftig-grünen Tal entlang.
Die Iraner sind wahre Picknick-Helden. In jedem Fahrzeug befindet sich ein Picknick-Korb mit allem was dazugehört (Decken, Kissen, Teekocher, jede Menge Essen, Wasserpfeiffe usw.). Nicht selten winken uns picknickende Familien oder LKW-Fahrer am Strassenrand (ja sogar der Mittelstreifen zwischen 3 spurigen Autostrassen wird als gemütliches Picknick-Plätzchen genutzt) zu sich. Wir tun es den Einhemischen gleich bei den zuhnemend wärmeren Temperaturen. Frühmorgens düsen wir los, sind schon fast entäuscht, wenn vor dem Mittag noch keine 100km gefahren sind. In der Mittagshitze legen wir uns zwischen 13-17 Uhr unter die Bäume. Der Regenponcho wurde zur Picknickdecke umfunktioniert und die Mittagssiesta ist schon kaum mehr wegzudenken. Beim Campieren fühlten wir uns nie so sicher wie hier. Die Iraner lieben es, selber zu zelten. So mischen wir uns gerne im Stadtpark oder bei einer Moschee unter das Campingvolk.

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In Soltaniyeh, einst Hauptstadt des persischen Reichs, steht dar weltgrösste Backstein-Dom weit ab vom Touristenstrom. Auch hier fallen wir auf wie Kanarienvögel und werden immer wieder fotografiert, wo doch neben uns dieses wunderschöne Mausoleum ein viel eindrücklicheres Sujet hergibt. bild
Aussergewöhnliches und Kurioses

Von der Gastfreundschaft im Iran hatten wir schon viel Gutes gehört. Was wir in den letzten zwei Wochen erlebten, hätten wir uns so aber nicht vorstellen können. Wo wir mit den Fahrrädern stoppen, werden wir sofort angesprochen: "where are you from?" "what do you think about Iran?". Die Leute bedauern ihr Image im Westen sehr und möchten alles tun, um ihr Land uns Europäern von der besten Seite zu zeigen. Dazu kommt, dass im islamischen Glauben die Gastfreundschaft sehr gross geschrieben wird. Allerdings gibt es Höflichkeitsspielregeln, die beachtet werden müssen: Ta'arof:
Ta'arof sind Höflichkeitenrituale. Zum Beispiel kommt es vor, dass im Restaurant der Kellner meint: "seid meine Gäste", wenn wir fragen "wieviel kostet es?". Es wäre unhöflich, würde er das Essen nicht offerieren, aber es wäre noch unhöflicher, das Angebot anzunehmen. So geht das Spiel im Restaurant, im Supermarkt oder auf der Strasse in der Regel drei Mal hin und her, bis das Geld angenommen wird. Bei privaten Einladung beharren die Iraner so hartnäckig auf ihrem Wunsch, dass wir letzendlich bei einer Familie im Wohnzimmer nach allen Regeln der Kunst verwöhnt werden.

An solchen Abenden erfahren wir vieles über die Kultur und das Leben im Iran. Unsere selbstverständlichen Freiheiten haben hier eine ganz andere Bedeutung. Wie die Männer- und Frauengesellschaft zusammenlebt, ist für uns nur schwer verständlich.

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